Der Brief der ADFC-Ortsgruppe Ottobrunn an die Verwaltung:
inzwischen haben wir uns die Pläne genauer angesehen und einen Ortstermin abgehalten. Anwesend waren Tania Campbell, Stefan Binder und Klaus Obermeier von der Ortsgruppe Ottobrunn des ADFC Kreisverbands München e.V., sowie Erich Wittmann vom Vorstand des ADFC Kreisverbands München e.V.
Die gesamte verkehrliche Situation dort ist sehr schwierig, weil Busse, Kleinbusse, Autos, Fahrräder und Fußgänger, vor allem Kinder und Jugendliche, hier in alle Richtungen (wortwörtlich) unterwegs sind. Wenn man dort steht und das Treiben beobachtet, ist es fast schon ein Wunder, dass dort nichts passiert. Das funktioniert nur, weil (fast) alle Verkehrsteilnehmer sich umsichtig verhalten und auf die Schwächeren achten. So ist uns der Gedanke gekommen dieses bisher eher unfreiwillige Miteinander auszubauen und eine verkehrsberuhigte Zone, einen „shared space“, zu schaffen. Im Unterschied zu anderen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen setzt das Konzept nicht auf restriktive Regeln, sondern auf freiwillige Verhaltensänderung aufgrund gegenseitiger Rücksichtnahme. Individuelle, ortstypische Verkehrsraumgestaltungen bringen Fuß-, Rad- und Autoverkehr sowie andere räumliche Funktionen miteinander ins Gleichgewicht. Lebens- und Aufenthaltsqualität werden verbessert. Das Konzept wurde in den Niederlanden entwickelt und erfreut sich dort inzwischen großer Akzeptanz und Beliebtheit.
Hier zwei Beispiele, die so natürlich nicht am Haidgraben umgesetzt werden können. Solche Planungen müssen individuell auf die jeweilige Verkehrssituation abgestimmt werden.
Bad Rothenfelde, Niedersachsen

Foto: SHP-Ingenieure
Hamilton, NZ

Zur derzeitigen Situation am Haidgraben möchten wir folgende Punkte gern ansprechen:
Die Variante 2-Richtungsradweg kommt aus unserer Sicht nicht in Frage, da sie nicht zulässig ist. Ein 2-Richtungsradweg muss baulich getrennt von der Fahrbahn verlaufen. Dabei stellt ein andersfarbiger Fahrbahnbelag keine bauliche Trennung dar.
„Variante A“, also der 1-Richtungsradweg ab der Ostpreußenstr. Richtung Süden, ist grundsätzlich machbar, jedoch müssten aus Gründen der Sicherheit einige Änderungen vorgenommen werden:
Die Sicht von der Fahrbahn auf den Radweg, der vor der Parkplatzeinfahrt auf die Fahrbahn geleitet wird, ist derzeit durch die parkenden Autos stark eingeschränkt. Sinnvoll wäre es mindestens 2 der Stellplätze (am besten alle vier) wegzunehmen und die Radfahrenden schon etwas früher auf die Fahrbahn abzuleiten.
Vor der Ableitung des Radverkehrs sollte das Verkehrszeichen 138 „Radverkehr“ zusätzlich auf die Situation hinweisen.

Das Schild, das den Fahrradweg in beide Richtungen freigibt, müsste hier entfernt werden:

Der Schutzstreifen sollte nach dem Fußgängerüberweg bis nach der Bushaltestelle verlängert werden, aber deutlich vor der Verkehrsinsel „auslaufen“ um hier eine Engstelle zu vermeiden.
Die Radelnden aus Süden kommend werden in Höhe Karl-Mager-Weg auf die Fahrbahn abgeleitet. Auch hier wäre das Schild „Radverkehr“ sowie ein Fahrradschutzstreifen bis zur Ostpreußenstr. sinnvoll.
Die Beschilderung ist falsch. Richtung Süden sollte der Radverkehr auf der Ostseite des Haidgrabens für beide Richtungen freigegeben werden, Richtung Norden sollte dort nur ein Fußgängerweg sein, da der Radverkehr auf die Fahrbahn abgeleitet wird. Derzeit ist es genau andersrum:

Und etwas schlecht sichtbar:

Eine Geschwindigkeitsanzeige für den Verkehr aus Süden ab der Beschränkung auf 30 km/h würde die Autofahrer auf zu hohes Tempo aufmerksam machen:

Aus unserer Sicht besonders problematisch sind die Querparkplätze vor der Ferdinand-Leiß-Halle. Hier haben ausparkende KFZ überhaupt keine Möglichkeit nähernden Radverkehr zu sehen, bzw. erst wenn das KFZ bereits den gesamten Schutzstreifen überfahren hat.
Das ist zu gefährlich und kann so nicht umgesetzt werden.

Eine „Entschärfung“ der Situation könnten hier Längsparkplätze statt der Querpakkplätze bringen. Dadurch verringert sich allerdings die Zahl der Parkplätze, was aber zugunsten einer höheren Sicherheit durchaus vertretbar ist.
Zudem sind bereits südlich des Karl-Mager-Wegs Parkplätze auf einer Länge von über 200 Metern auf Kosten eines durchaus sinnvollen Fahrradwegs (mit schlechtem Belag allerdings) geschaffen worden.
Unsere beiden Hauptkritikpunkte („Nase“ ohne Stellplätze vor der Parkplatzzufahrt und Gefährdung durch die Querparklätze) haben wir bereits auf einem früheren Ortstermin (23.2.2019), bei dem auch Herr Loderer anwesend war, vorgebracht.
Wir bitten Sie die Pläne zu überarbeiten, damit in Zukunft an den Gefahrenstellen niemand zu Schaden kommt.
Mit freundlichen Grüßen,
Tania Campbell, Klaus Obermeier, Stefan Binder, Erich Wittmann
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