Diesmal tagte der Mobilitätsausschuss des Kreistags in Unterschleißheim, wir machen mit unseren Sitzungen wirklich eine Tour durch den Landkreis. Eine gute Gelegenheit, einige km für Stadtradeln zu sammeln, und die Radinfrastruktur im Norden des Landkreises, inklusive fehlender Radschnellverbindung, wieder mal zu erfahren. Leider kam am Spätnachmittag tatsächlich das angesagte Gewitter – das habe ich abgewartet, aber bin trotzdem durch ziemlich starken Regen, einige Überschwemmungen und einen Slalom um abgerissene Baumteile wieder nach Süden gefahren.
Tatsächlich waren die ersten drei Tagesordnungspunkte dann auch mit Radverkehr befasst.
Radtangenten
Schon 2015 beantragten die Grünen im Kreistag auch Radtangenten um München herum, aus Sicht der Radfahrenden sehr sinnvoll, wie auch jetzt der Bericht der Machbarkeitsstudie bestätigt hat. Im südlichen Landkreis hat die geplante Radtangente einen Nutzen-Kosten-Wert von 2,2, an diesen Wert kommen selbst ÖPNV (Öffentlicher Personen NahVerkehr)-Projekte nicht heran. Wie oft bei solchen Projekten steckt der Teufel im Detail, es gibt Streckenführungen, die auch in der Beschlussvorlage nicht schlüssig argumentiert sind und gegen die selbst gesteckten Ziele des Ausbaustandards:
- Möglichst von Fußgängern getrennt,
- Asphalt oder Beton,
- Fahrradstraßen zulässig,
- Verkehrsberuhigter Bereich unzulässig
verstoßen. Deswegen haben wir Grüne beantragt, dass in der Detailplanung durch die Gemeinden auch die lokalen Experten, also die Agenda 21 und ADFC Ortsgruppen, mit hinzugezogen werden. Dies wurde auch einstimmig angenommen. Wir hoffen, dazu beizutragen, dass weniger Radwege auf Kosten der Fußgänger und weniger mobilen Verkehrsteilnehmer geplant werden – zwei Beispiele gibt es in Unterhaching und Ottobrunn, wo die Streckenführung zur Zeit auf Fuß-/Radwegen auf Spazierwegen von Seniorenheimbewohnern liegen.
Am Sonntag bin ich einen Teil der geplanten Tangente abgefahren, in diesem Artikel finden sich Links zu Videos dazu.
Von der Verwaltung des Landratsamtes wurde in diesem Zusammenhang hervorgehoben, wie sinnvoll der Austausch mit dem ADFC auf Landkreisebene ist.
Radverkehrskonzept
Das Landratsamt hat eine Strategie für die Umsetzung des beschlossenen Radverkehrskonzeptes für den Landkreis entwickelt. Wie eigentlich schon bekannt, liegt viel der Verantwortung für die nötigen Maßnahmen nicht beim Landkreis als Lastträger, sondern vor allem bei den Gemeinden, den Staatsforsten und im Straßenbauamt Freising. Der Landkreis wird aber beratend und koordinierend weiter tätig sein. Auch hier wurde unser Antrag auf Beteiligung der lokalen Experten von Agenda 21 und ADFC einstimmig angenommen.
Radschnellverbindung München – Oberhaching
Ein weiteres Projekt, dass auf einem Antrag der Grünen basiert. Leider bringt sich die Landeshauptstadt München für diese geplante Radschnellverbindung nicht ein, die nötige Anpassung der Radinfrastruktur entlang der Balanstraße ist nicht priorisiert. Der Landkreis möchte dieses Projekt wegen eines guten Nutzen-Kosten-Faktors trotzdem angehen. Die betroffenen Gemeinden, Neubiberg, Unterhaching, Taufkirchen und Oberhaching, haben darum gebeten, die Planungen auf ihrem Gemeindegebiet selber zu unternehmen, und müssen deswegen auch die Kosten der Beauftragung der Planungsbüros selber tragen.
Wiederum haben wir darauf gedrungen, die lokale Expertise der Agenda 21 und ADFC Gruppen vor Ort zu nutzen (einstimmig angenommen), da teilweise die Streckenführung sicher optimiert werden könnte. Ein Beispiel hierzu ist Unterhaching, wo ich die geplante Streckenführung und eine von einem Agendamitglied vorgeschlagene Alternative abgefahren bin – die Links zu den Videos sind hinterlegt. Ortsbegehungen sind im Kreistag wohl eher unüblich, deswegen habe ich diese Videos auch den anderen Ausschussmitgliedern durch das Ratsinformationssystem zur Verfügung gestellt.
Projekt HyBayern
Die Definition von Grünem Wasserstoff hat sich wohl verändert, er soll wohl von zusätzlich geschaffenen Erneuerbaren-Energien-Anlagen hergestellt werden, in unmittelbarer Nähe des Verbrauchs. Ein geeigneter Standort scheint Im Landkreis Landshut zu liegen, eine aktuell in Umsetzung befindliche Photovoltaik-Anlage, in Zukunft eventuell zusätzlich Windenergie.
Neuordnung des überörtlichen Straßennetzes
Vor allem im Norden und Osten des Landkreises haben wohl drei Straßen verkehrlich in Bedeutung zugenommen, sowohl in Qualität als auch Quantität, und eine Straße wird heruntergestuft. Wir Grüne sehen den wahrscheinlich folgenden 4-spurigen Ausbau der M3 negativ, diese zu erwartende Entwicklung war aber natürlich nicht Teil des Beschlussvorschlags.
TransportSystem Bögel (TSB)
Die bisherigen Untersuchungsergebnisse zum TSB zum Korridor Neuperlach Süd nach Taufkirchen sollen mit den Untersuchungsergebnissen der U5-Verlängerung vergleichbar gemacht werden – unseres Erachtens nach ziemlich sinnvoll, damit eine Entscheidung getroffen werden kann.
Verkehrliche Erschließung des Ludwig-Bölkow-Campus
Der Ludwig-Bölkow-Campus in Taufkirchen/Ottobrunn wird weiter ausgebaut, und wird durch die Ansiedlung der Technischen Universität München, erhoffter Start-Ups und weiteren Gewerbes wohl verkehrlich immer mehr an Bedeutung gewinnen. Deswegen hat sich der Mobilitätsausschuss jetzt dazu entschieden, die Entwicklung strategisch zu begleiten, alle Verkehrssysteme, die im Gespräch sind, werden systematisch erfasst und untersucht. Die Beschlussvorlage hat sich sehr auf ÖPNV konzentriert, deswegen konnte ich nicht umhin, den Radverkehr wieder ins Spiel zu bringen.
Auf dem Rückweg habe ich dann noch schöne Regenbögen über Neubiberg und Ottobrunn fotografiert und als Hoffnungszeichen für die Verkehrswende im Landkreis gedeutet 😊
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