So viel mir meine Aufgabe als Mitglied des Gemeinderats meistens (wirklich) Spaß macht und ich sie als überaus positiv sehe, so ist es auch manchmal sehr schwierig, ‚richtige‘ Entscheidungen zu treffen. Das ist mir gestern Abend in der Planungs- und Umweltausschusssitzung, und in der Vorbereitung dazu, wieder besonders aufgefallen.
Einer der Tagesordnungspunkte behandelte einen neuen Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Zaunkönig- und Zeisigstraße im Vogelviertel. Die Bebauung dort zur Zeit besteht aus drei-stöckigen Wohnblocks, die mittlerweile zum Teil Eigentumswohnungen sind. Die Flächen zwischendrin sind Wohnanlagengrün, also nicht besonders angelegt, aber halt grün. Darum herum gibt es die für Ottobrunn typische Struktur von Einfamilienhäusern.
Die Lage ist ziemlich günstig für Busse: die Kreuzung Rosenheimer Landstraße/Ottostraße/Ranhazweg mit mehreren Haltestellen für mehrere Linien ist fußläufig gut durch den Spatzenweg zu erreichen (siehe Karte). Als die Siedlung in den 1960er Jahren gebaut wurde, sind nicht der bayrischen Stellplatzverordnung entsprechende Autoparkplätze vorgesehen worden, es wird dort also vornehmlich auf der Straße geparkt. Die Anwohner beschweren sich über die fehlenden Parkmöglichkeiten.

Jetzt möchte ein Bauunternehmer dort auf Erbpacht vier weitere Wohnblocks hineinbauen.
Dafür spricht:
- ‚dringend nötiger‘ Wohnraum würde in Ottobrunn geschaffen (40 Wohnungen)
- Ein Teil dieses Wohnraums würde unter die Sozialgerechte Bodennutzung fallen
- Die Siedlung ist verhältnismäßig locker gebaut und würde Nachverdichtung vertragen
Dagegen spricht:
- Ottobrunn ist jetzt schon die zweit dichtest besiedelte Gemeinde Deutschlands (nach München)
- Die Parksituation vor Ort ist sehr angespannt und würde sich durch mehr Anwohner sicher nicht entspannen
- Es würden zusätzliche Flächen versiegelt, mit allen Auswirkungen dessen
- Die geplante Mobilitätsstation ist im Prinzip eine gute Idee, aber an der falschen Ecke
Ich tue mich also schwer, weil ich alle oben genannten Argumente irgendwie nachvollziehen kann.
Am einfachsten ist natürlich immer, dem Vorschlag der Verwaltung und den Wünschen des Bürgermeisters zu folgen, aber es ist ja unsere Aufgabe als Mitglieder des Gemeinderats auch diese kritisch zu hinterfragen.
Für mich als Grüne war ausschlaggebend, dass die Gemeinde Ottobrunn schon sehr urban ist und ich eine weitere Versiegelung von Flächen ohne Not nicht befürworten kann. Unsere Klimabedingungen werden sich in den nächsten Jahren ändern, wir werden extremere Wetterbedingungen bekommen, das heißt konkret mehr Starkregen und mehr Hitze. Diese Entwicklung würde im kleinen Ottobrunn durch eine weitere Versiegelung und Bebauung (Urban Heat Island Effect) nur verstärkt. Ich möchte das nicht noch weiter unterstützen.
Die Bürgervereinigung Ottobrunn (BVO) und ich haben vorgeschlagen eine mäßigere Nachverdichtung in der Gegend zu verfolgen. Zwei der geplanten Gebäude wären auf jetzt schon versiegelten Grundstücken (Parkplätze, einstöckiges Ladengebäude), diese könnten wir uns durchaus vorstellen. Leider wurde dieser Kompromissvorschlag vom Bürgermeister und dem Gemeinderat nicht angenommen.
Auch unsere Grüne Fraktion hat sich mit der Meinungsfindung hier sehr schwer getan, wir haben nicht geschlossen abgestimmt. Wir werden aber sehr darauf achten, dass weitere uns wichtige Themen, wie Fotovoltaik auf Dächern, eine gute Ausgestaltung der Mobilitätsstation, usw. ernsthaft weiter verfolgt werden.
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