Da ich Vertretung machen durfte, habe ich im Sozialausschuss sehr viel über die vielfältige Arbeit und das Engagement des Landkreises in diesem Bereich in mehr Detail lernen dürfen. Eigentlich war die Tagesordnung nicht so lang, aber wir haben knapp 3,5 Stunden getagt, da wir zu jedem Punkt einen ausführlichen Fachvortrag bekommen haben. Ich habe sehr viel Notizen gemacht, werde aber versuchen, mich im Folgenden auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Integrierte, Sozialraumorientierte ARbeit im Landkreis (ISAR)
Der Landkreis ist jetzt in verschiedene räumliche Bereiche (Sozialräume) aufgeteilt, damit klarer definiert ist, wer sich um was kümmert. Diese Sozialräume sind nicht zwingend nach Einwohnerzahlen eingeteilt worden, da bestehende Zusammenarbeiten und Strukturen bestehen bleiben sollten.
Es wird einen engen Austausch mit den Bürgermeister*innen und Wohlfahrtsverbänden geben, und ca. 80 Fragebögen werden an Mitarbeiter, Wohlfahrtverbände und andere Träger geschickt, um die Qualitätskontrolle zu gewährleisten. Das Jugendamt ist hierfür das Pilotprojekt.
Hospizarbeit und Palliativversorgung
Im Hospiz und Palliativnetzwerk des Landkreises gibt es allgemeine und spezialisierte Angebote, die sowohl stationär und ambulant sein können. Der palliativ-geriatrische Dienst im Landkreis ist bei einer Diversität von Trägern (unter anderem Hospizkreis Ottobrunn) gut aufgestellt. Trotzdem gibt es natürlich Herausforderungen, wie ein begrenztes Angebot von 28 Betten sowie Personal- und Fachkräftemangel und deswegen durchaus Wartezeiten.
Als Zukunftsperspektive wurden weitere stationäre Hospize im Großraum München in Aussicht gestellt. Dies wird zu einer Entspannung der Lage führen, wenn Personal gefunden werden kann. Die Gefahr eines Überangebots, wie in anderen Bundesländern, wurde angesprochen, sowie ein geringerer Bedarf seitens der Kassen. Auch scheint der Bedarf an Hospizen in fortschrittlicheren Ländern, wie Großbritannien, rückläufig. Lange Fahrtwege sind nicht attraktiv für Landkreisbürger, deswegen wird an folgende innovative Versorgungsformen gedacht:
- Tagesangebote
- Haus des Lebens
- Palliativsprechstunden
- Mittagstisch
- Yoga, Qui-Gong
- Palliativ-WGs
- Ambulant betreute Wohngruppen, wochenweise oder für immer
- Tageshospiz
- Wie Tagespflege
Diese Mischangebote soll es im Landkreis in jeder Himmelsrichtungen geben.
Allgemein stehen Alten- und Pflegeeinrichtungen vor vielen Herausforderungen:
- Personal- und Fachkräftemangel
- Hohe Personalfluktuation
- Wechselnde Führungspositionen
- Hohe Arbeitslast
- Kulturelle und sprachliche Hürden
- Themenvielfalt in der stationären Pflege
- Pandemie-bedingte Herausforderungen
Lösungsansätze dafür könnten sein:
- Palliativbeauftragte in Einrichtung
- Kontinuierliche Fortbildung aller MA
- Gesundheitliche Versorgungsplanung nach §132g SGB V
Postpaten-Projekt
Der Landrat hat ziemlich am Anfang gleich auch meine Gedanken in Worte gefasst:
‚Hört sich banaler an, als es ist.‘
Göbel
Die Zielgruppe sind hier Menschen die 80+ Jahre alt sind. Da die Postpaten in einem schwierigen legalen Umfeld agieren, brauchen sie eine aufwändige Ausbildung, und auch die Akquirierung passender Ehrenamtlicher ist nicht unbedingt einfach. Deswegen wird in den nächsten drei Jahren je ca. EUR 20000 für dieses Projekt in den Haushalt eingestellt.
Der Landkreis ist zuversichtlich, da München schon seit 2013 Postpaten hat, und gute Erfahrungen damit gesammelt hat. Mit ehrenamtlichen Postpaten kann die Berufsbetreuung oft hinausgezögert werden, und ältere Menschen können länger daheim wohnen.
Konzept zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten und wohnortnahen Versorgung älterer und/oder pflegebedürftiger Menschen mit Entlastungsangeboten im Alltag
So lang und kompliziert dieser Titel ist, so sind es auch die Inhalte. Das Konzept beruht auf sechs Säulen:
- Bestands- und Bedarfsanalyse
- Vernetzung, Austausch und Info
- Unterstützungsangebote für bestehende Träger
- Beratung zu Wohnen zu Hause seit 2007
- Unterstützungsangebote für Kommunen und neue Träger
- Erarbeitung eines Info-Ordners
- …
- Öffentlichkeitsarbeit und Maßnahmen zur Helfergewinnung
- Organisation von Helferschulungsangeboten von Landkreis
- Alternative Ansätze um neue Angebote zu generieren
Es gibt schon ein großes Engagement der Nachbarschaftshilfen, die Nachbarschaftshilfe Ottobrunn wurde z.B. als Anbieter mit Anerkennung genannt.
Die folgenden Meilensteine sollen erreicht werden:
- Bestands- und Bedarfsanalyse ist erstellt
- Info-Angebote und Sensibilisierung weiterer Akteure sind ausgebaut
- Rahmenbedingungen sind weiterentwickelt
- Unterstützungsmaßnahmen bei der Helfergewinnung sind etabliert
- Alternative Ansätze werden geprüft
KulturRaum München e.V.
Dieses Pilotprojekt gefällt mir besonders gut: Es geht darum für alle Menschen Kultur zu ermöglichen, indem kostenlose Eintrittskarten an Bedürftige zur Verfügung gestellt werden. Auch während Pandemie ist das Projekt aktiv geblieben, durch Telefonate, Postkartenaktionen und Basteltipps. Es sollen vor allem kulturelle Angebote im Landkreis gefördert werden. Wir haben einstimmig beschlossen, das Pilotprojekt KulturRaum München pandemiebedingt noch ein weiteres Jahr finanziell zu unterstützen.
Fortschreibung des Berichts der Integrationskoordination
Während des Sachvortrags ist herausgestellt worden, dass Sprache, Bildung, Arbeit (und Ausbildung), (Orientierung und) gesellschaftliche Teilhabe für die Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung wichtige Themen sind. Die interne Organisation im Landratsamt hat sich den seit 2015 geänderten Bedingungen angepasst.
- Aktuelle Projekte sind:
- Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit
- Einführung der Integreat-App für den Landkreis: Stadt Augsburg (integreat.app) , mehrsprachig
- Prüfung von Sprechstunden der Integrationskoordination in den Kommunen
- Teilnahme am Projekt Digital Women der Robert-Bosch-Stiftung : Digital Active Women: Wie Beratungs- und Informationsangebote besser ankommen | Robert Bosch Stiftung (bosch-stiftung.de)
- Vereinfachung der Terminvereinbarung mit Hotline
- Implementierung eines neuen Fachverfahrens
- Langfristige Perspektive:
- Zentrale Anlaufstelle für alle integrationsbezogenen Fragen
- Förderung Selbstwirksamkeit
- Interkulturelle Awareness fördern
- Kontinuierliche Weiterentwicklung der MA
Alles in allem ein sehr spannender Nachmittag für mich mit vielfältigen Themen!
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